16. Januar 2024

Mehr Menschen zum Umstieg bewegen

Autonome Shuttles: Echte Alternativen zum Individualverkehr

Der öffentliche Personenverkehr (ÖPV) bietet große Potenziale, das Mobilitätsverhalten der Menschen umweltfreundlicher und nachhaltiger zu gestalten. Doch eine wirkliche Alternative zum Individualverkehr kann ein neuer Verkehrsträger nur sein, wenn er die Mobilität dauerhaft einfacher macht und im Idealfall sogar finanzielle Vorteile bietet. Die Idealformel hierfür ist noch nicht gefunden, doch Pilotprojekte in der ganzen Republik nähern sich der Antwort auf die Frage „Wie bewegen wir mehr Menschen zum Umstieg?“.

Gute Resonanz erzielt z.B. das Hamburger On-Demand-Projekt „hvv hop“. Laut einer Befragung durch das Institut für Verkehrsplanung und Logistik der TU Hamburg nutzen vier von fünf Fahrgästen ihr privates Auto seltener und nehmen den Service als Ersatz für dieses wahr. Bediengebietsübergreifend wurden rund zwei Drittel der geleisteten Fahrten mit Bus und Bahn kombiniert und stellten als Zubringer den Anschluss zum etablierten ÖPNV-Netz her. Derzeit besteht die hvv-hop-Fahrzeugflotte aus 43 barrierefreien und lokal emissionsfreien Shuttles des britischen Herstellers LEVC. Im Projekt „ahoi“ soll die Harburger Flotte um autonom gesteuerte Fahrzeuge ergänzt werden.

Seit November 2022 haben die „Electric Autonomous Shuttle for You“ ihre Runden im Frankfurter Stadtteil Riederwald gedreht. Am 31. Oktober 2023 endete die Praxisphase des EU-Projekts „EASYplus“, drei Monate später als geplant. Erprobt wurden unter anderem das Zusammenspiel der Software im Fahrzeug mit dem Planen und Pooling der Ioki-App. Mehr als 2.700 Menschen haben während des einjährigen Tests die Chance ergriffen, sich von einer Maschine (plus Sicherheitsfahrer, in Frankfurt konsequent als „Operator“ bezeichnet) mit bis zu 20 km/h durch die Wohnstraßen des abgeschlossenen Viertels Frankfurt-Riederwald kutschieren zu lassen. Unter den Fahrgästen befanden sich Technikbegeisterte von außerhalb, vor allem aber Ältere aus dem Stadtteil. Gerade diese Zielgruppe, der man zuvor eine große Skepsis unterstellte, entpuppte sich als eifrige Kundschaft des kostenlosen Pendelverkehrs, besonders zwischen einer Altenwohnanlage und dem einzigen Supermarkt im Stadtteil.


Auf der IT-TRANS vom 14. bis zum 16 Mai in Karlsruhe können Fachbesuchende das autonome FZI-Shuttle des Forschungszentrums Informatik sprichwörtlich erfahren: Das Shuttle dreht seine Runden zwischen zwei intelligenten Haltestellen und simuliert dabei komplexe Fahrmanöver. Das Besondere dabei: Das Shuttle ist nicht auf eine spezielle Fahrspur als eine Art von virtuellem Gleis begrenzt, sondern kann die komplette Fahrbahnbreite nutzen.

Förderung, die sich auszahlt

Projekte wie das EASYplus wären ohne die hohen Förderquoten für Pilotprojekte derzeit kaum umzusetzen. Doch der Wert ist unbestritten. Sie unterstützen die Forschung mit autonomen Fahrzeugen für Gebiete und Zeitlagen mit ÖPNV-Unterversorgung, aber auch auf Hauptachsen, denn der Personalmangel erfordert langfristig eine Digitalisierung von Busverkehr, leichter und schwerer Schiene. So soll auf EASY das Projekt KIRA („KI-basierter Regelbetrieb autonom fahrender On-Demand-Verkehre“) folgen, doch der Starttermin wurde aufgrund technischer Probleme immer wieder verschoben. Dem KIRA-Industriepartner Mobileye kommt auch beim Projekt ALIKE in Hamburg eine Schlüsselrolle zu. Das vom Bundesverkehrsministerium mit 26 Mio. EUR geförderte Projekt will bis 2030 10.000 autonome Kleinbusse auf Hamburgs Straßen bringen.

Im Rems-Murr-Kreis ist läuft mittlerweile die dritte Phase des autonomen Busprojekts „Ameise III“. Neben dem bestehenden Testgelände im Waiblinger Ameisenbühl wird das Areal des künftigen Zukunftsquartiers „Quantum Gardens“ in Ehningen für Testfahrten dienen. Dabei sollen vor allem Synergieeffekte mit der Stadt- und Quartiersplanung untersucht werden, aber auch, inwiefern das Fahrerlebnis, insbesondere für mobilitätseingeschränkte Personen, verbessert werden kann.

Um einen bundesweiten Überblick und die Bewertung der Angebote von Bedarfsverkehren im Vergleich zu klassischen Linienverkehren zu ermöglichen hat das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) eine Studie ausgeschrieben. Derzeit bestehende, bundesweite Auswertungen böten noch keine ausreichenden Informationen über tatsächlich durchgeführte Fahrten, eingesetzte Fahrzeuge, Mitnahmemöglichkeiten von Kinderwagen und Fahrrädern, Vorlaufzeiten für Buchungen etc, wodurch eine vergleichende Bewertung zum fahrplanmäßigen Linienverkehr nicht möglich sei. Ziel des Vorhabens ist es, diese Lücke zu schließen, um die Bedarfsverkehre angemessen in die Analysen zur Qualität des ÖPNV integrieren zu können.

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Katrin Wagner

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