Zukunft auf vier Rädern: Wie autonome Ruftaxis den Nahverkehr verändern
Im Fokus: Fahrzeuge für einen digitalen und inklusiven Nahverkehr.
Autonomes Fahren klingt für viele noch nach Zukunft. Doch im C2Cbridge-Projekt ist diese Vision bereits in Bewegung. In Arbeitspaket 3 „Fahrzeuge“ erarbeiten wir nutzergerechte, vernetzte, batterie-elektrisch angetriebene Ruftaxis, die mehr können als bis zu vier Menschen von A nach B zu bringen. Unser Ziel ist es, ein Mobilitätsangebot schaffen, das den privaten PKW ersetzen kann. Vor allem dort, wo Bus und Bahn bisher Lücken lassen: auf dem Weg vom ländlichen Raum in die Stadt. Was wir bisher erreicht haben und welche Schritte folgen.
Warum autonome Ruftaxis?
Wie gestalten wir Verkehrsmittel, die nicht nur technologisch zukunftsfähig sind, sondern auch gesellschaftlich akzeptiert werden? Diese Frage treibt uns an. Unsere Antwort: Fahrzeuge, die individuell nutzbar, barrierefrei, komfortabel und vernetzt sind – und dabei alle mitnehmen. Ob Jugendliche, Senior:innen oder Menschen mit Mobilitätseinschränkungen. Mit Platz für Rollstühle, Kinderwagen und Gepäck.
Zwei Fahrzeuge, ein Ziel: Forschung auf der Straße
Zwei Mercedes-Benz EQV, Baujahre 2021 und 2023, bilden das Rückgrat unserer Tests. Beide bekommen die identische Sensorik für autonomes Fahren, aber sie übernehmen unterschiedliche Rollen: Während wir eins speziell umbauen lassen, um Komfort, Barrierefreiheit und Nutzerinteraktion zu testen, fährt das andere als „Platooning“-Fahrzeug im Windschatten. Das spart Energie, schafft Sicherheit und hilft, den Verkehrsraum effizienter zu nutzen.
Dabei wurden die Beifahrersitze entfernt, um die zentrale Hardware platzsparend im Fußraum zu installieren. Damit die Technik zuverlässig läuft, ist sie direkt an die Klimaanlage angeschlossen – für eine stabile Kühlung auch bei hoher Rechenlast.
Ein Ruftaxi soll nicht nur fahren, sondern auch verstehen. Deshalb integrieren wir ein Infotainmentsystem, das per Tablet bedient wird – mit Spracheingabe, mehrsprachiger Ausgabe, großer Schrift und einfacher Menüführung. Die Steuerung von Klima, Licht oder Türen geht natürlich auch über das Interface. Und wer will, kann Vitaldaten via Kamera erfassen lassen – natürlich freiwillig.
Vom Plan zur Umsetzung: die Lastenhefte
Damit alle technischen und gestalterischen Anforderungen systematisch umgesetzt werden können, haben wir Lastenhefte erstellt. Sie bündeln alle geplanten Änderungen an den Fahrzeugen – von der barrierefreien Einstiegslösung über die automatisierte Steuerung bis hin zu einem individuell regulierbaren Klimasystem. Auch das Infotainment und ein funktionales, gleichzeitig stimmungsvolles Lichtkonzept sind Teil der Planung. Die Lastenhefte helfen uns, die Integration der Subsysteme intern abzustimmen, die Umbauten zu planen und den Fortschritt strukturiert zu steuern.
3D und CAD: Simulation trifft Realität
Damit wir besser planen, testen und visualisieren können, haben wir die Innenräume beider Fahrzeuge digital erfasst. Auf dieser Basis arbeiten wir mit 3D-Modellen in Blender und CAD – nicht nur für Simulationen, sondern auch für den Einsatz in anderen Arbeitspaketen. Zusätzlich hilft uns ein 3D-Außenmodell des EQV bei der Einbindung in virtuelle Testumgebungen.
Komfort neu gedacht: Fahrwerk, Klima und Licht
Auch das Fahrwerk wird angepasst: Semi-aktive Dämpfer, die optionale Luftfederung und ein optionaler Wankstabilisator sorgen für ein ruhiges Fahrerlebnis. Das Licht- und Klimakonzept kommt in den Dachhimmel, gefertigt aus nachhaltigem Leichtbaumaterial.
Ein besonderes Detail: In das System ist eine 360°-Thermokamera integriert, die Anzeichen von Kinetose erkennt – also die Reisekrankheit. Die Kamera liefert Hinweise auf das Wohlbefinden der Fahrgäste und kann später helfen, das Raumklima dynamisch anzupassen – zum Beispiel durch gezielte Steuerung von Temperatur und Beleuchtung.
Technik, die verbindet: die E/E-Architektur
Moderne Fahrzeuge sind rollende Rechenzentren. Um die Vielzahl an Komponenten – von Sensoren bis Klimaanlage – intelligent zu vernetzen, vergleichen wir verschiedene E/E-Architektur-Konzepte. Ziel ist ein zentrales Steuerungssystem auf Basis von PREEvision. Damit alles perfekt zusammenspielt, von der Tür bis zum Thermostat. Parallel dazu dokumentieren wir alle notwendigen Umbaumaßnahmen an der Elektrik- und Elektronikstruktur systematisch.
Ausblick: Was als Nächstes kommt
Die nächsten Schritte sind bereits geplant: Erste Testfahrten und reale Erprobungen stehen bevor. Die Sensorik wird bestellt, und die weiteren Tätigkeiten rund um Umbauten und Integration der Systeme werden konkret terminiert. Wir bleiben dran – Schritt für Schritt, Test für Test, Fahrt für Fahrt. Unser Ziel: eine echte, inklusive Alternative zum privaten Auto.
Country to City Bridge (C2CBridge) ist eingebettet in das Deutsche Zentrum Mobilität der Zukunft (DZM) des Bundesministeriums für Verkehr, und ein Leuchtturmprojekt im KAMO: Karlsruhe Mobility Ecosystem.